Herrschaftserzählungen
Wilhelm II. in der deutschen Kulturgeschichte
Wissenschaftliche Tagung des Graduiertenkollegs 1767
Faktuales und fiktionales Erzählen
Freiburg Institute for Advanced Studies
17.–19. Juli 2014
Organisiert von Nicolas Detering, Johannes Franzen und Christopher Meid
Zum Thema der Tagung
In der politischen und kulturellen Landschaft des wilhelminischen Reichs spielt die Figur des Kaisers eine zentrale Rolle. Angesichts vielfältiger Spannungen dienen narrative Repräsentationen, Figureninszenierungen und traditionsstiftende Mythisierungsversuche einerseits dazu, imperiale Herrschaft und kaisertreue Politik zu legitimieren und zu stabilisieren. Andererseits spielen sie aber auch für die politisch subversive und avantgardistische Wilhelminismuskritik eine tragende Rolle, denn schließlich bietet die nationalkonservative Fokussierung auf die Kaiserfigur eine willkommene Angriffsfläche für Satire, Parodie und Karikatur. Die Person des Kaisers steht jedoch im Zentrum nicht nur politischer, sondern gerade auch kultureller Debatten, ja in der Figur des Herrschers fallen diese Bereiche zusammen, ist doch die Ästhetisierung monarchischer Macht kein Beiwerk, sondern maßgebliches Instrument repräsentativer Politik. Im Sprechen über den Kaiser manifestiert sich ein Kampf um die narrative Hegemonie in der wilhelminischen Kultur: Narrative und Gegennarrative über den Monarchen sind Möglichkeiten, sich in der politischen und kulturellen Sinnstiftungskonkurrenz zu positionieren. Die Tagung nimmt diese unterschiedlichen Herrschaftserzählungen in den Blick und beleuchtet aus historischer, literatur- und kulturwissenschaftlicher Perspektive die Inszenierungen dieser kontroversen Figur der Geschichte.
Donnerstag, 17. Juli 2014
- 14.30-15.00
Begrüßung und Einführung
Sektion I
Herrschaftskult und literarische Skandale (1888–1918)
- 15.00-15.45
Martin Kohlrausch (Leuven): Zu Wilhelm II. noch etwas Neues? Tendenzen der Forschung der letzten zwei Jahrzehnte - 15.45-16.30
Philipp Redl (Heidelberg): Wilhelm-Bilder in Panegyrik und Gelegenheitsdichtung 1888–1900 - 16.30-17.00
Kaffee - 17.00-17.45
Johannes Franzen (Freiburg): Der Caligula-Skandal (1894) und die verschlüsselte Herrschaftskritik im Kaiserreich - 17.45-18.30
Achim Aurnhammer (Freiburg): Frank Wedekinds lyrische Parodien auf Kaiser Wilhelm II. - ab 19.00
Abendessen für Tagungsteilnehmer - 20.15
Peter Sprengel (Berlin): Zerrbild, Sinnbild, Wunschbild: Kaiser Wilhelm II. im Blick der literarischen Moderne
Freitag, 18. Juli 2014 (Vormittag)
- 9.00–9.45
Marc Wurich (Freiburg): Vom Kaiser verfolgt. Der literarisierte Wahn in Oskar Panizzas Imperjalja (1901–1904) - 9.45-10.30
Nicolas Detering (Freiburg): Kaiserworte. Verbreitung, Inszenierung und Parodie von Aussprüchen Wilhelms II. - 10.30-11.00
Kaffee
Sektion II
Wilhelm als Kriegsherr: Der Erste Weltkrieg
- 11.00-11.45
Jörn Leonhard (Freiburg): Ein Medienkaiser im Schatten: Wilhelm II. im Ersten Weltkrieg - 11.45-12.30
Werner Frick (Freiburg): „Der Kaiser im Schützengraben“: Wilhelm II. und die Literatur zum Ersten Weltkrieg - ab 12.30
Mittagessen für Tagungsteilnehmer
Freitag, 18. Juli 2014 (Nachmittag)
- 14.30-15.15
Tobias Widmaier (Saarbrücken/Freiburg): „Can the Kaiser“. Das Bild Wilhelms II. in amerikanischen Songs 1917/18 - 15.15-16.00
Martin Hinze (Freiburg): „Der teuflische Wilhelm und der deutsche Krieg“ – Wilhelm II. in den russländischen Massenmedien 1914-1917 - 16.00-16.30
Kaffee
Sektion III
Erinnerung und Historisierung seit 1918
- 16.30-17.15
Sonia Goldblum (Mulhouse): Kaiserbilder. Blicke aus der jüdischen Presse auf Wilhelm II. - 17.15-18.00
Philipp Stiasny (Heidelberg/Berlin): Der Kaiser auf der Leinwand (oder auch nicht) - ab 19.30
Gelegenheit zum gemeinsamen Abendessen im Restaurant „Der Kaiser“, Günterstalstr. 38, 79100 Freiburg
Samstag, 19. Juli 2014
- 9.00-9.45
Christopher Meid (Oxford): Selbstrechtfertigung und Verdammung. Die autobiographischen Schriften Wilhelms II. und ihr publizistisches Echo - 9.45-10.30
Gesa von Essen (Freiburg): „Auftritt Wilhelm Imperator Rex“: (Zerr-)Bilder der Majestät in Heinrich Manns Kaiserreich-Trilogie - 10.30-11.00
Kaffee - 11.00-11.45
Barbara Beßlich (Heidelberg): Kaiserliche Rösser. Carl Sternheims Libussa (1922) und Felix Saltens Florian (1933) - 11.45-12.30
Julia Ilgner (Freiburg): (Un)politische Betrachtungen. Reinhold Schneiders Hohenzollernbild zwischen Fakt und Fiktion - 13.00
Ende der Tagung
Ort:
Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS)
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Albertstraße 19
D–79104 Freiburg im Beisgau
Kontakt
Nicolas Detering, M. A. (Freiburg): nicolas.detering@germanistik.uni-freiburg.de
Johannes Franzen (Freiburg): johannes.franzen@germanistik.uni-freiburg.de
Dr. Christopher Meid (Oxford): christopher.meid@queens.ox.ac.uk