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Isabell Oberle

Isabell Oberle, M.A.

Kontakt

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Deutsches Seminar – Neuere Deutsche Literatur
Platz der Universität 3
79085 Freiburg

Raum: 3212 / KG III
Tel.: 0761/203-3478

E-Mail: isabell.oberle@sfb948.uni-freiburg.de

Wissenschaftlicher Lebenslauf

Isabell Oberle studierte von 2010 bis 2017 Romanistik (mit den Schwerpunktsprachen Französisch und Spanisch), Neuere Deutsche Literatur sowie Europäische Literaturen und Kulturen an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Université de la Réunion. Während des Studiums war sie Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes und betätigte sich als wissenschaftliche Hilfskraft in der romanistischen Linguistik und Literaturwissenschaft wie der germanistischen Literaturwissenschaft. Ihre Bachelor- und Master-Abschlussarbeiten verfasste sie zur „Funktion von Muße und Mußeräumen in Rousseaus La nouvelle Héloïse“ und zum „Mathematisch-naturwissenschaftlichen Wissen im Roman der klassischen Moderne (Musil, Baroja, Zamjatin)“. Im Sommersemester 2017 war sie als akademische Mitarbeiterin am Deutschen Seminar der Universität Freiburg (Lehrstuhl Prof. Dr. Achim Aurnhammer) tätig und arbeitet seit Oktober 2017 im Rahmen einer Promotionsstelle im Sonderforschungsbereich 948 „Helden – Heroisierungen – Heroismen“ an ihrer Dissertation. Ferner absolvierte sie mehrere Praktika, u.a. am Goethe-Institut in Mexiko Stadt, am Iberoamerikanischen Institut in Berlin, beim Verlag der Autoren in Frankfurt am Main und beim Rombach Verlag in Freiburg, für den sie auch weiterhin als freie Lektorin tätig ist. Sie ist Teil des Organisationsteams der Nachwuchstagung „Literaturkontakte“.

Dissertationsprojekt

Heroischer Attentismus. Wartende Helden in der europäischen Dramatik der Zwischenkriegszeit [Arbeitstitel] (Betreuer: Prof. Dr. Achim Aurnhammer, Prof. Dr. Andreas Gelz)

Vor dem Hintergrund eines andauernden Stellungskrieges, der zumal an der Westfront horrende Opferzahlen bei nur unwesentlichen Gebietsgewinnen forderte, wurde das ‚Durchhalten‘ zu einem der zentralen Schlagworte der Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg. Der Appell, die Stellung zu halten, richtete sich sowohl an die Kämpfenden an der militärischen Front als auch an die Daheimgebliebenen an der Heimatfront. Maßgeblich für dieses Durchhalte-Narrativ war ein spezifischer Heroismus, der als eine Form der Legitimation und der Sinnstiftung betrachtet werden kann. Das vorliegende Dissertationsprojekt nimmt an dieser Beobachtung seinen Ausgangspunkt und analysiert in einem ersten Schritt die Etablierung und Entwicklung der heroisierten Durchhalte-Narrative in publizistischen wie essayistischen Texten während der Kriegsjahre. Im Zentrum des Forschungsprojektes stehen Dramentexte der späten Kriegsjahre und der Zwischenkriegszeit, die das Motiv des heroisierten Durchhaltens aufgreifen und gattungsspezifisch verarbeiten. Qua mimetischer Darstellung lässt das Drama die Zuschauer an den Formen des Ausharrens und Aushaltens partizipieren und macht die spezifischen Raum- und Zeiterfahrungen des Krieges – konstitutiv für das Phänomen des Durchhaltens – unmittelbar erfahrbar. Die mimetische Nachahmung einer Handlung und damit ihre Vergegenwärtigung auf der Bühne eröffnet mithin die Möglichkeit, unterschiedliche Handlungsmodelle vorzuführen und Implikationen des Durchhaltens als Sonderform des Handelns performativ auszuloten.

Das vorliegende Dissertationsvorhaben geht von einem dreistufigen diachronen Modell aus. An erster Stelle stehen die heroisierten Durchhalte-Narrative in Publizistik und Essayistik in Deutschland, Österreich-Ungarn, Frankreich und Großbritannien – den Ländern, die am meisten vom Stellungskrieg betroffen waren – zwischen 1914 und 1918. Die Bearbeitung des Motivs des heroisierten Durchhaltens in Dramentexten jener Kulturräume fußt auf diesem Diskurs. Die zweite Stufe bilden sodann Dramen, die sich konkret mit der Kriegserfahrung auseinandersetzen und einen Reflexionsraum für das heroisierte Durchhalte-Narrativ eröffnen. Dazu zählen Frontstücke, Heimkehrerdramen sowie Schauspiele, die die Daheimgebliebenen vorstellen. In einem dritten und letzten Schritt schließlich lässt sich, so die Arbeitshypothese, eine Verselbstständigung dieses Diskursmodells beobachten: Konstellationen heroisierten Durchhaltens finden sich nach wie vor im Dramentext, doch bildet nicht mehr der Erste Weltkrieg den unmittelbaren Bezugsrahmen. Stattdessen wird die Dramenhandlung in eine andere Zeit und/oder an einen anderen Ort verlagert. Das geplante Dissertationsprojekt nimmt sich zum Ziel, diese Entwicklungslinie nachzuzeichnen und vor diesem Hintergrund zeitgenössische Vorstellungen des Heroischen, beispielsweise hinsichtlich Handlungs- und Geschichtsmacht, zu konturieren.

Das für die Studie zentrale Spannungsfeld ergibt sich aus dem Verhältnis von der heroischen Figur als starkem Handlungszentrum auf der einen Seite und der nahezu vollständigen Handlungsohnmacht der Dramenfiguren auf der anderen Seite. Das für das Heroische wesentliche agonale Moment wird zurückgenommen, woraus schließlich eine Verinnerung des Heroischen geschlussfolgert werden kann. Auch gewinnt die Kategorie des Opfers, sowohl im Sinne von ‚sacrifice‘ als auch von ‚victim‘, eine enorme Bedeutung. Die Heroisierung wiederum kann dabei verstanden werden als eine Strategie, den passiven Opferstatus zu überwinden und in einen souveränen Akt zu überführen.

Publikationen und Vorträge

  • ‚Rasse‘ und rituelles Spiel. Zur Bedeutung des Rituals in Jean Genets Les nègres (1958). Vortrag auf dem Studierendenkongress Komparatistik „Literatur und Ritual“, Berlin, 9.–11. Juni 2017.
  • Bibliografía selecta: Julio Llamazares. Berlin: Ibero-Amerikanisches Institut 2015, zugänglich unter http://www.iai.spk-berlin.de/fileadmin/dokumentenbibliothek/Ibero-Bibliographien/Ibero_Bibliographien_09.pdf (Ibero-Bibliographien 9).
  • Mitarbeit an Bretons en conversation. Souvenirs du XXe siècle. Hg. von Romain Kerrien, Marie Skrovec und Stefan Pfänder. Berlin: Berliner Wiss.-Verl. 1. Aufl. 2012, 2. Aufl. 2015.

Lehre

  • Sommersemester 2017: Hugo von Hofmannsthal (Proseminar Universität Freiburg)